Das klingende 20. Jahrhundert
Ein gemeinschaftliches Audioprojekt von Jung und Alt
Weltkriege und Mauerbau, Nierentisch und Petticoat, Rock‘n Roll und Hippiebewegung. Was passierte in welchem Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts? Welche politischen Ereignisse waren prägend und wie kann man sich die Arbeits- und Lebensbedingungen vor 90,80, 60 oder 30 Jahren vorstellen? Die Radio-AG des Paul-Pfinzing-Gymnasiums in Hersbruck entwickelte im engen Austausch mit Seniorinnen und Senioren des Sigmund-Faber-Heims Hörstücke zu den 1920ern bis zu den 1980er Jahren.
Was passierte in den verschiedenen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und wie lässt sich das akustisch nacherzählen? Über ein Schuljahr hinweg beschäftigte sich die Radio-AG (Schülerinnen von der 6. bis zur 10. Klasse) des Paul-Pfinzing-Gymnasiums mit diesen Fragen. Getrieben von dem Wunsch das 20. Jahrhundert lebendig werden zu lassen hatte das Sigmund-Faber-Heim, ein Seniorenheim in der Nähe der Schule, mit dem seit vielen Jahren eine enge Partnerschaft besteht, das Projekt „Epochenwand“ initiiert. Die Schülerinnen bekamen die Möglichkeit, sich mit Seniorinnen und Senioren des Sigmund-Faber-Heims auszutauschen und deren ganz persönliche Erinnerungen an das 20. Jahrhundert kennenzulernen.
In vorsichtigen Schritten und mit viel Achtsamkeit auf beiden Seiten näherten sich Jung und Alt in diesem Gemeinschaftsprojekt einander an. Erst als alle vertraut miteinander waren, führten die jungen Reporterinnen des Paul-Pfinzing-Gymnasiums ihre Interviews. Wie haben Sie ganz persönlich die 20er, 30er oder 40er Jahre erlebt? Was hat Sie in dem jeweiligen Jahrzehnt besonders beschäftig? Woran erinnern Sie sich? Es entstanden sehr persönliche Interviews, die Einblicke in den Alltag, das tägliche Leben, die täglichen Ängste, Sorgen, Freuden und persönlichen Glücksmomente im 20. Jahrhundert gewähren.
Neben den Interviews und den persönlichen Einblicken in das 20. Jahrhundert wollten die Schülerinnen aber auch wichtige politische Ereignisse in ihren Hörstücken abbilden. Jede Arbeitsgruppe recherchierte, welche Höhepunkte und Besonderheiten sich in dem jeweiligen Jahrzehnt in der Politik, in der Unterhaltungsindustrie, im Freizeitbereich, in der Gesellschaft ereigneten. In intensiver Manuskriptarbeit, bei der so manches umgeschmissen und neu geschrieben, überarbeitet und verfeinert wurde, legten die Schülerinnen fest, was sie in ihre Stücke einfließen lassen wollten, welche Aspekte sie jeweils besonders hervorheben wollten. Dass immer nur ein Ausschnitt und nicht das gesamte 20. Jahrhundert zusammengefasst und erzählt werden kann, wurde allen bewusst.
Was wähle ich aus? Wie erzähle ich so, dass man mir gerne zuhört? Wie schreibt man ein Manuskript? Welche Elemente brauche ich, damit mein Hörstück lebendig wird? Bei ihrem Arbeitsprozess unterstützt wurde die Radio-AG von ihrer, in Medienprojekten sehr erfahrenen Lehrerin Barbara Raub und von BR-Mediencoach Heike Zimmermann. Das eingespielte Team gab den Schülerinnen viele wichtige Impulse für die Entwicklung ihrer Stücke, bereitete gemeinsam die Interviews vor, gab Unterstützung bei der Aufnahme von Interviews und Geräuschen und begleitete die Jugendlichen auch ins BR-Studio in Nürnberg, wo die stolzen Autorinnen ihre Stücke schließlich selbst einsprachen und dem Techniker bei der Endabmischung über die Schulter blicken konnten.
Es entstanden sieben spannende Hörstücke, in denen zentrale politische Ereignisse und gesellschaftliche Veränderungen im 20. Jahrhundert elegant mit persönlichen Erinnerungen und Einzelschicksalen verwoben werden. Das 20. Jahrhundert lebendig werden lassen – das gelang nicht nur im Dialog von Alt und Jung, sondern das geschieht auch beim Hören dieser Stücke!
Die Hörstücke

Die Schülerinnen Eleni Maier, Ronja Bock und Hannah Speigl im Interview mit Herrn Gerstacker / Bild: Dr. Stephan Abt
Barfuß in die Schule - in den 1920ern war das keine Seltenheit. Wie waren die Lebensbedingungen in diesem politisch bewegten Jahrzehnt und welche Regeln gab es in der Schule? Eleni Maier, Hannah Speigl und Ronja Bock geben einen Einblick.

Die Schülerinnen Ronja Hartmann und Sophia Meyer im Interview mit Frau Eichenmüller, im Hintergrund Mediencoach Heike Zimmermann / Bild: Dr. Stephan Abt
In den 1930er Jahren macht sich Hitler und seine NS-Ideologie breit. Einen besonderen Stellenwert bekam der Sport, denn er diente der „Heranzüchtung kerngesunder Körper“, die für den Wehrdienst so wichtig waren. In ihrem Hörstück erinnern Ronja Hartmann und Sophia Meyer daran, wie wichtig es ist, Ideologien und politische Strömungen kritisch zu hinterfragen.

Die Schülerinnen Anna Sollner, Felicia Pollinger und Michelle Ermer im Interview mit Frau Prenzel / Bild: Dr. Stephan Abt
Kriegsende bedeutet nicht automatisch Frieden. Das erlebten die Sudetendeutschen Mitte der 40er Jahre. Unter ihnen auch Elisabeth Prenzel, die damals aus Brünn vertrieben wurde...

Die Schülerinnen Elena Cruz und Kajsa Schultze im Interview mit Frau Schmidt / Bild: Dr. Stephan Abt
Die 50er Jahre - Pünktchenkleider und Rock `n’ Roll, Elvis Presley und Marilyn Monroe, Nierentisch und tolle Küchengeräte. Wie kann man sich aber den Alltag in diesem ersten Jahrzehnt nach dem Krieg vorstellen? Interviewpartnerin Elisabeth Schmidt erinnert sich gerne an die 50er Jahre.

Die Schülerinnen Liv Schultze, Alicia Willinsky und Amelie Wirth im Interview mit Frau Hilboll / Bild: Dr. Stephan Abt
Die Beatles, die Hippiebewegung und die Landung auf dem Mond - In den 60er Jahren wurde die Grundlage für den modernen westlichen Lebensstil gelegt. Wie hat Frau Hilboll dieses Jahrzehnt erlebt?
Schlaghosen, erste Videospiele, Friedens- und Umweltbewegungen, RAF. Zwei Ausstellungsbesucherinnen entdecken, dass die 70er Jahre so einiges zu bieten haben.

Die Schülerinnen Annika Brunner und Tina Sollner im Interview mit Frau Kiefer / Bild: Dr. Stephan Abt
In den 80er Jahren war Deutschland noch geteilt. Wie kann man sich das Leben in der ehemaligen DDR vorstellen? Im Interview erinnert sich Frau Kiefer lebhaft an Begebenheiten, die sie so aus dem Westen nicht kannte.